In den 1980er Jahren wurde sie als Wunderpflanze hochgelobt, doch mittlerweile ist sie stark in die Kritik geraten. Genmanipulation, Umweltzerstörung, Allergien – um den Ruf von Soja steht es aktuell nicht besonders positiv. In diesem Beitrag werden einige Aspekte rund um Soja kurz durchleuchtet.
Der Umweltaspekt
Fangen wir erst einmal mit den negativen Aspekten rund um Soja an. Da Soja eine relativ anspruchslose Pflanze ist, aber einen sehr hohen Proteinanteil aufweist, ist sie in den letzten Jahrzehnten zu einer der populärsten landwirtschaftlichen Allzweckpflanzen avanciert. Dies hat dazu geführt, dass riesige Monokultur-Sojafarmen entstanden sind und große Flächen Natur dem Anbau weichen mussten.
Müssen Veganer_innen also ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie statt Fleisch auf Sojapdrodukte ausweichen? Sicherlich nicht, denn ca. 80 Prozent des weltweit angebauten Sojas wird als Nahrung für die sogenannten landwirtschaftlichen Nutztiere verwendet. Spätestens seit BSE ist Soja das Proteinfutter Nummer 1 in der Nutztierhaltung geworden. Also, obwohl Veganer_innen sicherlich mehr Sojaprodukte direkt konsumieren, als die durchschnittlichen Omnivore, ist ihr Gesamtverbrauch von Soja wesentlich geringer. Veganer_innen können mit gutem Gewissen sagen, dass sie viel weniger am massenhaften Anbau von Soja schuldig sind, als die meisten Tierproduktkonsument_innen.
Aber es kommt noch besser. Das Soja, welches zu den „Fleisch- und Milchersatzprodukten“ verarbeitet wird, stammt zum größten Teil gar nicht aus den Regionen, wo das Soja hauptsächlich gentechnisch verändert angebaut wird (USA und Argentinien) oder wo der Regenwald dafür zerstört wird (Brasilien und Argentinien). Mittlerweile gibt es auch Soja, das in Deutschland oder anderen europäischen Ländern angebaut wird. Dieses Soja ist viel zu teuer, um als Tierfutter eingesetzt zu werden und wird hauptsächlich direkt zu Sojawürstchen, -milch, Tofu und viele weitere vegane Produkte verarbeitet.
Gentechnologie
Im Zeitalter der Genmanipulation von quasi allem was irgendwie wächst, ist auch die Sojapflanze ein beliebtes Opfer geworden. Gerade weil Soja das wohl meistverbreitetste Kraftfutter für die sogenannte Nutztierindustrie ist und dort immense Mengen an Soja benötigt werden, war Soja eine der ersten Pflanzen, die im großen Stil in manipulierter Form angebaut und eingesetzt wurde.
Die drei größten sojaproduzierenden Länder sind USA, Brasilien und Argentinien. Nachdem sich Brasilien bis 1998 noch weitgehend gegen Gensoja gewehrt hatte, werden dort mittlerweile schon den meisten Anbauflächen kein konventionelles Soja mehr angebaut. In den USA werden ca. 90% der Anbauflächen mit gentechnisch verändertem Soja und in Brasilien sogar 98% bepflanzt.
In Deutschland gibt es eine Kennzeichnungspflicht für genetisch veränderte Nahrungsmittel – zumindest wenn diese direkt enthalten sind, wie das bei veganer Nahrung der Fall ist. Die Verbraucher_innen haben also die Wahl.
Nährwert und Gesundheitsaspekte
Soja ist sehr proteinhaltig (ca. 40% des Trockengewichts) und wird deshalb häufig als Basis für „Fleischersatzprodukte“ verwendet. Bekannte Sojaprodukte sind Tofu, Sojamilch, Sojasauce, Miso, Tempeh, Natto und Yuba. Auch „Milchersatzprodukte“ basieren häufig auf Soja. Aus Sojamilch können fast alle Produkte hergestellt werden, die auch aus Tiermilch hergestellt werden. Sojapudding, -joghurt, -sahne und -käse sind mittlerweile in vielen Veganshops, Bioläden und größeren Supermärkten verfügbar.
Laut diverser wissenschaftlicher Untersuchungen hat Soja, und vor allem die Isoflavone und Omega-Fettsäuren der Pflanze, einen positiven Effekt auf die Prävention vieler verbreiteter „Zivilisationskrankheiten“. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Knochenprobleme können durch den Verzehr von Sojaprodukten reduziert werden. Soja-Isoflavone weisen durch Aktivierung des Estrogen-Rezeptor-β-Systems in den Knochen einen schützenden Effekt vor Knochenabbau auf.
Alternativen zu Soja
Da Soja allgemein viel Kritik ausgesetzt wurde und Soja nur bedingt in Deutschland gut angebaut werden kann, gibt es mittlerweile auch einige Alternativprodukte. Seitan, also Pflanzenprotein aus Weizenbasis ist schon sehr verbreitet als Grundstoff für Fleischersatzprodukte, aber auch Lupineneiweis wird in einigen Produkten verarbeitet.
Fazit
Wenn wir Soja direkt als Menschennahrung verwenden würden, müsste wesentlich weniger angebaut werden und das könnte auch in einer nachhaltigen Weise passieren. Der negative Ruf von Soja ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Soja als Proteinlieferant für unzählige landwirtschaftliche Nutztiere eingesetzt wird und ist somit nicht ein Problem der veganen Gesellschaft, sondern eines der Omnivore.