Gerade war ich beim Edeka und habe festgestellt, dass es in der Kühltheke nun eine Reihe neuer veganer Fleischersatzprodukte gibt von der Edeka-Eigenmarke „Bio+Vegan“. Gleich mehrere Aufstriche, Aufschnitte und sonstige „Wurstprodukte“ liegen neu im Regal. Ich denke der Begriff „Vegan-Hype“ ist schon korrekt. Bei Starbucks gibt es nun einen veganen Falafel-Sandwich, bei Coffee Fellows einen veganen Bagel, bei Le Crobag gibt es vegane belegte Baguettes. Und es steht auch überall das Wort „vegan“ groß drauf. Vegane Lebensmittel sind angesagt und müssen nicht mehr als „veggie“ oder „vegetarisch“ versteckt werden. Kaum eine große Gastrokette hat nicht immerhin ein veganes Produkt mittlerweile im Angebot und bewirbt es auch offensiv als solches.
Natürlich wird dieser Vegan-Hype alleine nicht unsere Gesellschaft zu einer grundlegend gerechteren machen – das wird in dem Text „Vegan-Hype: Ursachen und Vereinnahmung aus kämpferischer Perspektive“ von der Antispeziesistische Aktion Tübingen ausreichend klar dargelegt. Selbst ich als Optimist denke nicht, dass dieses wachsende Angebot an veganen Lebensmitteln die Welt dramatisch verändern wird, wenn nicht noch weitere gesellschaftskritische Aspekte mit einbezogen werden. Eine Frage stelle ich mir aber doch seit einiger Zeit immer wieder und ich habe noch keine Antwort auf diese Frage gefunden:
Wer isst diese ganzen veganen Produkte?
Offensichtlich ist ein Markt für diese Produkte da, denn kein Gastro- oder Lebensmittelkonzern würde in unserem System diese Produkte anbieten, wenn sie niemand kaufen würde. Es gibt anscheinend so viele Menschen, die vegane Produkte, immerhin hin und wieder, konsumieren, dass sich damit Geld verdienen lässt. Und da das Angebot an diesen Produkten ständig zunimmt, scheint es nicht gerade wenige solcher Menschen zu geben.
Gut, die Produkte sind da und sie werden gekauft. Aber da es dieses immense Angebot an veganen Produkten vor einigen Jahren noch nicht gab, stellt sich mir dann die weitere Frage:
Was haben diese Leute früher gegessen?
Damit gemeint sind die Leute, die nun diese neuen veganen Produkte essen.
Würden diese neuen veganen Lifestyle-Produkte von Menschen konsumiert, die früher Fleisch gegessen haben, dann hätte doch der Fleischkonsum in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch sinken müssen. Tatsächlich ist der Pro-Kopf-Fleischkonsum in Deutschland in den letzten 15 Jahren laut dem Statistischen Bundesamt fast konstant geblieben – er ist leicht rund um 60kg geschwankt. Wie kann das sein? Werden diese ganzen neuen Produkte fast ausschließlich von Menschen konsumiert, die auch vorher schon kein Fleisch gegessen haben, nur halt gesündere Lebensmittel, als diese hochverarbeiteten Lifestyle-Produkte? Wie kann es sein, dass immer mehr vegane Fleischersatzprodukte im Angebot sind, aber der Pro-Kopf-Fleischverzehr nicht drastisch sinkt? Wer hat eine Antwort auf diese Frage?
Nun das kann ich dir sagen, der Pro-Kopf-Verbrauch sinkt deshalb nicht, weil deutlich mehr Fleisch und andere Tierprodukte nach China, Indien usw. ausgführt wird. Derzeit wird den Chinesen durch agressive Bewerbung eines westlichen Lebensstils, das Milchtrinken attraktiv gemacht.
Wenn hier die Nachfrage sinkt dann werden eben neue Märte erschlossen und gleichzeitig verkauft man hier noch die Lifestyle-Nachbauprodukte, denn ganz viele der Firmen die diese veganen „Fertiggerichte“ herstellen sind ursprünglich Fleischverarbeitende Betrieb, s. Rügenwälder Mühle oder gehören, noch schlimmer zu Konzernen wie Nestle, s. Garden Gourmet.
Naja, ich beziehe mich auf Statistiken des Fleischkonsums in Deutschland und nicht der Fleischproduktion in Deutschland. Dass der Export von Fleisch zugenommen hat stimm natürlich auch und dass immmer mehr Fleischkonzerne zusätzlich vegane Produkte anbieten ebenso. Da sollten Veganer_innen, meiner Meinung nach, sich mit den Firmen solidarisch zeigen, die seit über 20 Jahren vegane Produkte herstellen und nur deren Produkte kaufen, anstatt vegane Fleischalternativen von VION, Tönnies und Co. Das ist aber ein anderes Thema…
Wie sieht es denn mit den Mengen an weggeworfenen Lebensmitteln aus? Wenn diese angestiegen wäre, würde das den Pro-Kopf Verbrauch ja auch erhöhen.
Oder essen wir einfach insgesamt mehr?
Ich glaube, das ist der Punkt. Wir essen mehr und schmeißen, trotz immer mehr Aufklärung weg. Früher hat man gegessen was da war heute kommt der Appetit auf was anderes und schon wird es gekauft.
Ich glaube, dass inzwischen viele Fleischesser hin und wieder solche Fleischersatzprodukte kaufen oder auch viele Vegetarier. Ich sollte selbst mal genauer über die Hersteller nachdenken. Danke an dieser Stelle!
Ich denke, dass die Käufer dieser Produkte Fleischesser sind oder waren. Für Umsteiger sind diese Produkte sicherlich eine große Hilfe.
Hallo Heiko,
zum Fleischverzehr, Deutschland exportiert immer mehr Fleischprodukte, das kann eine Erklärung sein, genaue Zahlen habe ich noch nicht recherchiert dazu, sollten aber auffindbar sein.
Wir beschäftigen uns gerade mit Bio Vegan Landbau, Obst und Gemüse, Investment / Finanzierung, und da hat man immer wieder mit der statistischen Kennzahl Pro-Kopf-Verbrauch zu tun. Und Statistiken sind immer so eine Sache, die Statistik die man selber gemacht hat, da weiss man was drin ist. Wie beim Essen 🙂
Grüße aus dem Süden
Stefan Schwarz