Das perfekte vegane Produkt? 2


Wenn mir jemand die Frage stellen würde, welche Eigenschaften das perfekte vegane Produkt haben müsste, würde ich in etwa folgendes antworten:

„Das perfekte vegane Produkt müsste von einem basisdemokratischen Kollektiv unter fairen Arbeitsbedingungen, basierend auf möglichst regional und ökologisch angebauten oder abgebauten Rohstoffen, mit umweltfreundlicher Energie, ohne Einwegverpackung, hergestellt werden. Dieses basisdemokratische Kollektiv würde nur rein vegane Produkte herstellen und seine Zulieferprodukte von auch solchen Kollektiven beziehen. Sollte das Kollektiv Gewinne erwirtschaften, so würden diese in Tierrechtsprojekte oder andere soziale Projekte fließen. Zudem müsste das Produkt gut schmecken, bzw. sehr funktionell und robust sein, bzw. gut aussehen.“

Aktuell wüsste ich nicht, wo ich ein solches Produkt erwerben könnte. Lediglich die Dinge, die ich selber anbaue oder in der Natur finde, entsprechen teilweise diesen Wunschkriterien.

Wir sind aktuell noch recht weit entfernt davon, dass wir ethisch korrekte Firmen und Lieferketten haben. Indem wir als Tierrechtler_innen uns über jedes neue vegane Produkt freuen und Kampagnen fahren, um große Konzerne aufzufordern auch vegane Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen, wirken wir da nicht dem entgegen, dass wir ethisch korrekt hergestellte vegane Produkte bekommen? Wollen wir wirklich, dass internationale Großkonzerne und große vegane Supermarktketten unser Angebot bestimmen? Führt das nicht dazu, dass die kleinen veganen Firmen überhaupt keine Chance bekommen, auch einen Teil des Vegan-Booms abzubekommen?

Ich bin mir nicht so ganz sicher, was die beste Strategie ist. Vielleicht ist der Vegan-Boom, wie wir ihn aktuell erleben, ja auch erst durch das vegane Sortiment der Großkonzerne möglich geworden. Ich hoffe zumindest, dass der Vegan-Boom auch teilweise durch die jahrelange Aufklärungsarbeit durch Tierrechtsgruppen entstanden ist. Aber unabhängig davon, wie wir zur aktuellen Situation gekommen sind, sollten wir uns überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Ich persönlich bin ja ein Optimist und hoffe immerhin, dass es doch irgendwann möglich sein wird meine Grundbedürfnisse mit möglichst perfekt veganen Produkten decken zu können.

Wie eine Strategie dort hin aussehen kann, ist etwas mit dem ich mich immer wieder auseinandersetze. Mich würde aber auch interessieren, wie andere das sehen und wenn ihr eine Meinung oder Idee dazu habt, hinterlasst doch bitte unten einen Kommentar.


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2 Gedanken zu “Das perfekte vegane Produkt?

  • Christian

    Ich finde, das ist ein anregendes Gedankenspiel und die Frage nach einer Strategie eine interessante!

    Vielleicht könnte es eine Idee sein, gemeinsam gemeinnützige und nicht privat oder gewinnorientiert geführte Organisationen mit untergeordneten Wirtschaftsbetrieben aufzubauen, die etwaige Überschüsse zum Ausbau einer total liberation Bewegung einsetzen.

    Vielleicht ungefähr so wie Wikipedia oder Open-Source-Software, nur dass es stattdessen um vegane Produkte, Restaurants, Cafés, Veranstaltungszentren, Medienangebote oder wasauchimmer gehen könnte. Dann gäbe es nicht die Konflikte zwischen den Eigeninteressen der Betreibenden und dem Gemeinnutzen für Beteiligte und Gesellschaft. In Bereichen, in denen Menschen durch andere Werte als Geld motiviert sind, könnte sich ein gemeinnütziges Modell vielleicht sogar dauerhaft selbst tragen! Oder wäre das zu optimistisch gedacht?

  • Brigitte

    Meiner Erfahrung nach gibt es leider noch sehr wenige vegan lebende Menschen, die sich mit diesen wichtigen Fragen beschäftigen. Die meisten achten (noch) nur darauf, dass ein Produkt vegan ist, dadurch wird es für sie automatisch schon ethisch akzeptabel. Das neueste vegane Produkt, das ich kenne, nennt sich „wiefleisch“,wenn jemand den Besitzer von wiefleisch googelt, so wird er feststellen, dass die Firma als „Metzgerei“ angezeigt wird.
    Dies hat den Hintergrund, dass der Herr gelernter Fleischer ist und außer dem wiefleisch auch einen Fleischgroßhandel betreibt. Solche Produkte lehne ich klar ab und mache meine Kaufentscheidungen soweit es mir möglich ist davon abhängig, ob das Produkt möglichst nahe an das perfekte vegane Produkt heranreicht.

    Strategisch halte ich dieses „so ethisch wie möglich“ für das Sinnvollste, da
    1. ich weiß, dass (noch) die wenigsten so eingestellt sind und ich mir somit ganz sicher keinen Kummer darum machen muss, dass unethische Großkonzerne mangels Nachfrage eine vegane Linie aufgeben. Denn auch hier gilt leider (noch) wie überall das Prinzip „Das Geschäft macht, wer sich am besten vermarkten kann!“ und das sind meist die Großkonzerne mit ihrem Riesenwerbebudget.
    2. mir bewusst ist, dass ich mit jedem Kauf bei rein veganen Herstellern und Händlern diesen eine Überlebenschance gebe
    3. ich auf Nachahmer hoffe, sodass sich rein vegane Hersteller (und Händler) am Markt etablieren können

    Aber grundsätzlich schwebt mir auch eine ganz andere Idee vor, ähnlich dem von Christian genannten oder – worüber auch schon viel diskutiert wurde – eine Art fairer veganer Tausch(„handel“), ganz ohne kapitalistische Leistungsorientierung und Gewinnstreben.

    Und ja, ich halte es für fraglos, dass die bisherigen jahrzehntelangen Bestrebungen der konsequenten (!) Tierrechtsbewegung endlich sichtbare „Erfolge“ haben und sie den derzeitigen veganen Boom in der Hauptsache ausgelöst haben. Nur muss jetzt der Fokus etwas erweitert werden.